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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 24

1895 - Straßburg : Heitz
24 ehnheim bis zu ihrer Mündung trägt sie den Namen Er g er s. Von Oberehnheim führt eine Straße durch das Kliugenthal auf den Odilienberg. Dieser Berg ist wohl der merkwürdigste des El- saß. Er bildet einen langen Rücken, dessen südlich vorspringender Teil, der Männelstein, den höchsten Punkt ausmacht. Von den Felsen herab übersieht man fast das gauze Elsaß und den Breisgau1 bis an den Schwarzwald. Am Abhange des Berges erheben sich -die bereits erwähnten Ruinen des Schlosses Landsberg und etwas tiefer die Ruine des ehemaligen Klosters Trnttenhausen. Einige Schritte von dem Felsen des Männelsteins beginnt die merkwürdige Heidenmauer, welche aus großen ungleichen Qnadratsteinen besteht, die ohne Mörtel auseinandergesetzt sind. Der Umfang der Mauer beträgt 10,500 Meter, und die dadurch eingeschlossene Fläche enthält über eine Million Qua- dratmeter. Geht mau vom Männelstein über den Rücken des Berges (die Bloß), so gelangt man zu den schroffen Felsen) wo Hohenburg (Altitona) oder das Odilien-K'loster, 16 Meter tiefer als der Manuel- stein, steht. Hohenburg war iu der zweiten Hälfte des siebenten Jahrhunderts im Besitze des sagenumwobenen Herzogs' Attich oder Eticho, dieser schenkte .es seiner Tochter, der heiligen Odilia, welche hier zu Ende desselben Jahrhunderts ein Frauenkloster errichtete. 1 Landschaft am badischen Oberrhein.

2. Theil 3 - S. 81

1880 - Stuttgart : Heitz
Bartholomäusnacht. 81 „Mord! Mord!" ins Zimmer. Coligny war beim ersten Lärm aufgestanden; man fand ihn an die Wand gelehnt betend. Einer der Bewaffneten, ein Böhme, Namens Dianowicz, bemerkte ihn zuerst. „Bist du Coligny?" rief er. „Ich bin es," antwortete der Admiral ruhig; „achte meine grauen Haare." — Jener aber stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus und hieb ihm so lange ins Gesicht, bis er todt zu Boden sank. Dann rief er zum Fenster hinunter: „Es ist vorbei!" — „Der Herzog von Angouleme will es nicht glauben," antwortete Guise, „bis er ihn zu seinen Füßen liegen sieht." Man stürzte den Leichnam aus dem Fenster; Angouleme wischte ihm das Blut aus dem Gesichte, um"seilte Züge zu erkennen, und gab ihm dann einen Fußtritt. Sobald sich die Glocke hatte hören lassen, hatten sich die davon unterrichteten Katholiken mit fürchterlichem Geschrei und Mordgeheul von allen Seiten erhoben. Die Hugenotten kamen, zum Theil halb angekleidet und schlaftrunken, aus den Häusern, um zu sehen, was es gäbe. Einige wollten nach der Wohnung des Admirals, wurden aber gleich, an der Thüre von der Wache niedergestoßen. Andere, welche nach dem Louvre, dem Residenzpalaste des Königs, eilten, wurden von der Garde mit Pikenstößen und Flintenschüssen zurückgetrieben und fielen aus dem Rückwege den Soldaten des Herzogs von Guise oder den Bürgerwachen in die Hände, die ein schreckliches Blutbad unter ihnen anrichteten. Nachdem alle ermordet waren, die man auf den Straßen gefunden hatte, drangen die Mörder in die Häuser ein; die verschlossenen Thüren wurden aufgesprengt, und alle, die man fand, wurden ohne Unterschied des Alters und Geschlechts niedergestoßen; überall tönte Mordgeschrei und das Aechzen und Röcheln der Sterbenden. Diese Abscheulichkeiten währten die ganze Nacht hindurch; jeden Augenblick entdeckten die Mörder neue Schlachtopfer. So brach der Morgen an und die Sonne beleuchtete das gräßliche Schauspiel. Hier und da wurden geköpfte Leichen aus den Fenstern gestürzt; auf den Straßen und Hausfluren lagen todte und sterbende Körper umher und unzählige Leichen wurden durch die Straßen nach der Seine geschleppt. Guise und andere Große gingen in den Gassen umher und munterten die Bürger zu den Ermordungen noch mehr aus: es sei ausdrücklicher Wille des Königs, daß die ganze Schlangenbrut umkomme. Ein Goldarbeiter lief mit nackten, blutigen Armen umher und rühmte sich, mehr als 400 todtgeschlagen zu haben. Aber Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 6

3. Theil 3 - S. 130

1880 - Stuttgart : Heitz
130 Neue Geschichte. 1. Periode. England. unter ihm muß erwähnt werden, die seine Regierung merkwürdig gemacht hat, der Pulververschwörung (1605). Es hatten nämlich die Katholiken in England große Hoffnungen auf Jacob I., weil er der katholischen Maria Stuart Sohn war, gebaut. Diese Hoffnungen sahen sie aber nachher nicht erfüllt, und sie beschlossen, sich auf eine ausgezeichnete Weise an ihm zu rächen. Damit aber zugleich alle, von welchen die Gesetze gegen die Katholiken ausgegangen waren, vernichtet würden, so sollte das Parlament an dem Tage, an welchem der König es durch eine Rede, wie gewöhnlich, eröffnete, durch Pülver in die Luft gesprengt werden. Dann wollten sie sich der kleinen Tochter des Königs, Elisabeth (nachmals Gemahlin des unglücklichen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrichs V.), bemächtigen und sie zur Königin ausrufen. Gesagt, gethan! Einer der Verschworenen, Pi er cy, miethete ein Haus neben dem Parlamentsgebäude, um durch seinen Keller in den dieses Gebäudes durchzubrechen. Allein dieser Mühe bedurfte es nicht einmal; denn der Keller des Parlamentshauses sollte gerade vermiethet werden und Piercy miethete ihn. Die Verschworenen gingen nun rasch ans Werk. Sechsunddreißig Tonnen Pulver werden hineingebracht und mit Reisern und Büschen wohl bedeckt; Alles ist schon bereitet, die Lunten liegen fertig und der Tag, an dem sich das Parlament versammeln soll, rückt heran. Zehn Tage vorher aber erhielt Monteagle (sprich Montigel), ein Katholik, folgendes Billet von unbekannter Hand: „Mylord, aus Liebe, die ich für einige Ihrer Freunde habe, bin ich für Ihre Erhaltung besorgt. Ich rathe Ihnen also, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, einen Vorwand zu erfinden, um bei diesem Parlamente nicht erscheinen zu dürfen; denn Gott und Menschen haben sich vereinigt, die Bosheit dieser Zeit zu bestrafen. Verachten Sie diese Warnung nicht, sondern gehen Sie auf Ihr Landgut, wo Sie den Ausgang ruhig abwarten können; denn obgleich kein Aufruhr vorhanden zu sein scheint, so sage ich Ihnen doch, daß dieses Parlament einen schrecklichen Streich empfangen und doch nicht sehen wird, von wannen er kommt. Diesen Rath müssen Sie nicht verachten, weil er Ihnen nützen und nicht schaden kann; die Gefahr wird so geschwind sein, als Sie diesen Brief verbrennen." Monteagle erschrak. Er begab sich zum Staatssecretär, und dieser zum Könige, und alle waren der Meinung, daß die letzten Worte auf eine Pulverexplosion deuteten. Sogleich wurde eine Untersuchung der Parlamentshäuser anbefohlen. Graf Suffolk,

4. Theil 3 - S. 200

1880 - Stuttgart : Heitz
200 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Gegen Mittag waren die Kaiserlichen im Besitz aller Theile der Stadt. Die armen Bürger erwarteten nun mit Zittern in ihren Häusern, was ihr Schicksal sein würde. Tilly hatte den Soldaten die Stadt zur Plünderung übergeben. Jetzt stürzten sie, vorzüglich die Wallonen, welche Graf Pappenheim commandirte, auf die Häuser los. Die Thüren waren bald eingeschlagen und nun eröffneten sich Scenen, welche in ihrer ganzen Gräßlichkeit zu schreiben keine Feder vermag. Mit dem Rufe: „Jesus Maria?" drangen sie in die- Wohnungen ein; die Bewohner wurden entweder gleich niedergehauen oder erst gemartert, um die verborgenen Schätze anzuzeigen. Väter wurden vor den Augen ihrer Kinder erstochen, Frauen in den Armen ihrer Männer erwürgt und Kinder an der Wand zerschmettert. Nicht einmal die schwachen Mädchen wurden verschont. Manche stürzten sich vor Angst von den oberen Fenstern herab, oder suchten in den Wellen der Elbe Rettung. In einer Kirche wurden 53 Frauen, die sich dorthin geflüchtet hatten, aufgefunden, ihnen die Hände auf den Rücken gebunden und dann die Köpfe abgeschlagen. Jetzt brachen auch die Kroaten, die wildesten und räuberischsten unter allen, in die Stadt und hielten eine fürchterliche Nachlese. Man sah, wie diese Unmenschen kleine Kinder, die auf den Gassen herumliefen und nach ihren Müttern schrien, bei den Beinen ergriffen und in die brennende Glut warfen; denn bereits war Feuer an die Häuser gelegt und schon brannten ganze Straßen. Andere spießten die- Kinder auf und ließen sie langsam braten. Doch genug von diesen entsetzlichen Unthaten, vor denen die Menschheit schaudert! Ein heftiger Sturm peitschte das Feuer bald zu einem großen Flammenmeere; die Flammen flogen schnell von Straße zu Straße und in 10 Stunden war von einer der schönsten und reichsten Städte Deutschlands nichts mehr übrig als die Domkirche, ein Kloster und eine Reihe ärmlicher Fischerhäuser. Alles Uebrige lag in Asche und Graus. Als nun ganze Straßen in Flammen standen und die Luft glühte, mußten sich die Bürger eiligst zurückziehen. Welch ein Gedränge durch die Trümmer und Leichen und durch das strömende Blut! Einige menschlich fühlende Offiziere waren während der ärgsten Plünderung vor das Thor geeilt, wo Tilly hielt und dem Brande zusah, und baten ihn, doch dem Blutvergießen Einhalt zu thun. „Kommt in einer Stunde wieder," antwortete er; „ich werde dann sehen, was ich thun werde. Der Soldat muß für seine Arbeit auch etwas

5. Theil 3 - S. 314

1880 - Stuttgart : Heitz
314 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. In Küstrin sperrte man den Kronprinzen in ein kleines Stübchen ein und erlaubte ihm nicht einmal, anders als zum Essen Licht zu brennen. Man gab ihm nur hölzerne Schemel; das Essen wurde ihm, weil Gabel und Messer ihm versagt waren, geschnitten gereicht. Zum Lesen erhielt er nichts als eine Bibel und einige Andachtsbücher. Das Härteste aber war, daß der König ausdrücklich befahl, er solle der Hinrichtung seines Freundes Katt zusehen. Dieser wurde unter starker Bewachung nach Küstrin gebracht und hier augenblicklich auf das Blutgerüst geführt, welches vor dem Fenster des Kronprinzen aufgeschlagen war. Jetzt rollte die verschlossene Gardine des Zimmers hinauf, er sah plötzlich das schwarz ausgeschlagene Gerüst, und wurde gezwungen, ans Fenster zu treten. Als er Katt erblickte, wollte er sich aus dem Fenster stürzen, und als man dies verhinderte, bat er flehentlich, die Hinrichtung aufzuschieben; er wolle an den König schreiben und für den Preis der Begnadigung seines Freundes seinem Rechte auf die Thronfolge entsagen. Das dürfe man nicht, antwortete man ihm, der König sei unerbittlich. „O mein liebster Katt," rief er nun, „wie unglücklich bin ich! Ich bin schuld an Ihrem Tode! Wollte Gott, ich stände an Ihrem Platze!" — „Ach, gnädiger Herr," antwortete Katt, „wenn ich tausend Leben hätte, so würde ich sie alle gern für Sie hingeben!" In dem Augenblicke fiel er auf die Knie nieder und rief: „Mein Gott, ich gebe meinen Geist in deine Hände!" und sogleich fiel sein Kopf zu Beden. Er war erst 22 Jahre alt. Der Kronprinz hatte hiervon nichts mehr gesehen. Ohnmächtig war er umgesunken und auf sein Bett gelegt worden. Als er wieder zu sich kam, war er in einer schrecklichen Stimmung. Bald weinte er, bald starrte er in dumpfer Betäubung vor sich hin und wollte durchaus sterben, und nur der Gedanke an seine Mutter und an seine geliebte Schwester konnte ihn bewegen, sich etwas zu schonen. Sehr wohlthätig für sein verstörtes Gemüth war der Besuch eines Feldpredigers, Müller, der den unglücklichen Katt zum Tode bereitet hatte und nun kam, um die letzten Grüße desselben dem Prinzen zu überbringen. Katt ließ ihm sagen, er möge sich ja durch die letzten Ereignisse zur Buße führen lassen, seinem Vater sich unterwerfen und nicht denen folgen, die seinen Leidenschaften schmeichelten, sondern die, welche ihm die Wahrheit Absichten sind gut; Sie sprechen freimüthig zu mir und das vermehrt meine Achtung für Sie. Beruhigen Sie meine Frau!"

6. Theil 3 - S. 66

1880 - Stuttgart : Heitz
66 Neue Geschichte/ 1. Periode. Deutschland. als Dürer. Auch sein Vater war ein Maler und hielt den Knaben früh zur Malerkunst an. Nachdem der Vater an verschiedenen Oertern gewesen war, ließ er sich endlich in Basel nieder, und hier zeichnete sich der Jüngling bald so aus, daß ihm der Magistrat den Auftrag gab, die Wände des Rathhauses inwendig und auswendig mit Malereien zu schmücken. Davon ist aber so gut wie nichts mehr vorhanden, weil die Feuchtigkeit Alles unscheinbar gemacht hat. In seiner Jugend hatte er wenig zu leben und mußte daher jede Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, annehmen. Man hebt noch in Basel ein Aushängeschild auf, welches er für einen Schulmeister malte; oben ist eine Schulstube mit Kindern und erwachsenen Schülern dargestellt und darunter eine Einladung- zum Eintreten. Auch Häuser hat er oft bemalt; denn damals war es üblich, die ganze Vorderseite der Häuser mit allerhand Geschichten zu bemalen. Davon erzählt man folgende Anekdote: Ein Apotheker gab ihm einst den Auftrag, sein Haus auswärts mit dergleichen Bildern zu versehen. Holbein machte dazu ein Gerüste und verhängte dies so, daß man von außen nur seine beim Sitzen herabhängenden Beine wahrnehmen konnte. Zuweilen wurde dem Maler die Zeit lang, und da er ein lebenslustiger Jüngling war, so schlich er dann und wann nach einem benachbarten Weinhause. Sah nun der Apotheker die Beine nicht, so merkte er seine Abwesenheit und schalt hernach. Was hatte Holbein zu thun? Er malte seine herabhängenden Beine auf die Wand, und zwar so natürlich, daß der gute Apotheker lange dadurch getäuscht wurde. Aber er malte nicht nur, sondern war auch ein überaus geschickter Form- und s Holzschneider, und seine Holzschnitte werden noch jetzt sehr geschätzt. Etwas unbesonnen muß er in der Jugenb gewesen sein. Das zeigt auch, daß er den wichtigsten Schritt des Lebens, seine Verheiratung, ohne Ileberlegung that. Er heirathete, als er kaum 20 Jahre alt war, und ohne so viel Einkünfte zu haben, um ein Hauswesen ohne Sorgen zu unterhalten. Es ging ihm in der Ehe nicht viel besser als dem Albrecht Dürer. Seine Frau — ihr Name ist unbekannt — war weder hübsch noch freundlich, und soll ihm durch Schelten und Zanken viele böse Tage gemacht haben. Auch war sie wahrscheinlich älter als er, was selten glückliche Ehen giebt. Da er in Basel schlecht bezahlt wurde und nicht genug zu thun hatte, machte er sich auf, um als wandernder Maler sich Geld zu verdienen. Er reiste in der Schweiz und in Schwaben umher, und bemalte die Häuser reicher Leute von innen und von außen.

7. Theil 4 - S. 67

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander I. 67 der Polizeiminister, und Graf Panin, Vicekanzler, leiteten das Complott; General Bennigsen, Fürst Subow und ein Bruder von ihm und noch einige Personen von angesehener Stellung waren als Theilnehmer in das Geheimniß gezogen. Pahlen war der Liebling Pauls I.; dieser hatte ihn mit Ehren und Gütern überhäuft. Als er eines Tages wahrnehmen mußte, daß der Kaiser Argwohn' gegen ihn hege, wurde die ungesäumte Ausführung -des Planes beschlossen. In der Nacht vom 23. zum 24. März 1801" begaben sich die Verschworenen in zwei Haufen zum Michaelspalast. Der eine, von Pahlen angeführt, bleibt als Reserve zurück; Bennigsen dringt bis zu den Gemächern des Kaisers vor. Der Leibhusar, welcher die Thüre des Schlafzimmers vertheidigen will, wird niedergehauen und ein herbeieilender Kammerdiener gezwungen, dieselbe zu öffnen. Der Kaiser, welcher sich in das Zimmer der Kaiserin hätte retten können, wenn er nicht allabendlich aus Argwohn die Thüre dahin verrammelt hätte, suchte sich hinter den Bettvorhängen zu verbergen. Bennigsen entdeckt ihn und fordert ihn auf, die Entsagungsacte zu unterzeichnen. Paul weigert sich. In diesem Augenblicke macht ein Geräusch die meisten Verschworenen entfliehen. Bennigsen allein hält den Kaiser mit der Degenspitze zurück. Die andern kehren bald wieder und umgaben den Kaiser von neuem. In dem Tumult wird die Lampe umgeworfen; Bennigsen läuft nach Licht, und als er zurückkommt, findet er Paul unter den Streichen der Mörder. Der eine hatte ihm den Schädel mit dem Degen eingeschlagen, ein anderer hatte ihm mit der Schärpe den Hals zugeschnürt. Die Leiche wurde dem Gebrauche gemäß ausgestellt; die Spuren des Kampfes waren sorgfältig verdeckt worden. Man sagte, der Kaiser sei am Schlage gestorben. Als Alexander I. (1801—25), sein ältester Sohn, der nun zum Kaiser ausgerufen wurde, die Nachricht von dem Tode seines Vaters erhielt, ergriffen ihn Schrecken und Schmerz so heftig, daß er erst nach mehreren Stunden sich so weit fassen konnte, um sein Zimmer zu verlassen und sich den Truppen als Kaiser vorzustellen. Aber er wagte nicht, die Mörder seines Vaters zu bestrafen. Höchst erschütternd war für ihn der Augenblick, als in der Schreckensnacht seine Mutter, geisterbleich und entstellt, sich ihm näherte, um ihm, als ihrem nunmehrigen Kaiser und Herrn, fußfällig zu huldigen. Um 9 Uhr des andern Morgens trat er aus den innern Gemächern des Winterpalastes hervor in die Audienzsäle, die von Menschen angefüllt waren, deren Herzen ihm erwartungsvoll ent-

8. Theil 4 - S. 88

1880 - Stuttgart : Heitz
88 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. auf einer andern Straße ziehen; aber die Russen warfen ihn auf die zurück, welche auf dem Herwege verwüstet war, während sie selbst seitwärts zogen. Von allen Seiten wurden die Franzosen von den Kosacken umschwärmt, die ihnen Tag und Nacht keine Ruhe ließen. Zu dem Hunger, der, vom Anfange des Rückznges au, am Leben der Menschen und Pferde nagte, kam vom 7. November an noch eine fürchterliche Kälte. Meist ohne Pelze, mit Lumpen nur bedeckt, fielen die Franzosen schaarenweis erstarrt zu Boden und wurden alsbald vom Schnee wie mit einem großen Leichentuche bedeckt. Tausende von Raben zogen ihnen nach, um die Leichen zu zerfleischen, und ehe noch die Ermatteten todt waren, wurden ihnen schon von den stärkeren die Kleider abgerissen. Das Gepäck mußte aus Mangel an Pferden bald stehen bleiben, und gierig fielen die Hungrigen über die gefallenen Pferde her. In Smolensk hoffte man Vorräthe zu finden; aber theils war wenig da, theils ließen die nacheilenden Kosacken keine Zeit zum Ausruhen. Nun eilten von drei Seiten russische Heere herbei, um dem täglich mehr schmelzenden französischen Heerhaufen den Rückzug über die Beresina, einem Nebenfluß des Dneprs, abzuschneiden. Zwar gelang es Napoleon, zwei Brücken über den Fluß zu schlagen; aber noch war kaum die Hälfte hinüber, als die breitere einbrach, und das Geschütz und die Wagen wandten sich daher nach der schmälern, die mit keinem Geländer versehen war. Dazu kam, daß man schon das Hurrah der anrennenden Kosacken und das Sausen der russischen Kanonenkugeln hörte. Jetzt stürzte sich alles in wildester Verwirrung nach der Brücke; jeder wollte der erste sein; jeder kämpfte um sein Leben. Der Soldat warf den Offizier, der Freund den Freund ins Wasser; wer zu Boden fiel, war verloren; denn ohne Erbarmen wälzte sich die ganze Menschen-fluth über ihn hin, bis er zertreten war. Wie viele wurden nicht von den Rädern der Kanonen und Wagen zerquetscht, und die über den eistreibenden Strom sich retten wollten, erstarrten oder ertranken. Das geschah am 27. November. Zuletzt brach die Brücke ein, und was noch jenseits war, meist Schwache, Weiber und Kinder, fiel den Russen in die Hände. An 5000 hatten allein bei diesem Uebergange das Leben eingebüßt. *) *) Man sah Mütter mit ihren Kindern auf dem Arme sich in den Fluß stürzen-und im Strome so lange die Kinder in die Höhe halten, bis die Kräfte nachließen und beide ertranken. Eine Mutter hatte eines kleinen Kahns sich be-

9. Theil 4 - S. 217

1880 - Stuttgart : Heitz
Vorparlament in Frankfurt. 217 Bungert eines andern Theils der Versammlung erwählten die Gemäßigten auch einen Reichsverweser in der Person des volksthüm-lichen Erzherzogs Johann von Oestreich, welcher am 11. Juli seinen Einzug in Frankfurt hielt, aus den Händen des bisherigen Präsidenten des Bundestags die von diesem bis dahin ausgeübte Gewalt übernahm und ein verantwortliches Ministerium ernannte. Die Nationalversammlung, in einem großen Theile ihrer Mitglieder von dem aufrichtigsten Willen für Deutschlands Wohl und von gemäßigten Gesinnungen erfüllt, ging nun an das große Werk der Verfassungsberathung und zwar sollten zuerst die Grundrechte der deutschen Nation festgestellt werden; aber bei der großen Verschiedenheit der Grundansichten und bei der sich immer vergrößernden Zersplitterung in kleine Parteien schritt das Werk nur sehr langsam fort, und nach und nach wurde die Theilnahme des deutschen Volks für die endlosen und unfruchtbaren Erörterungen des Parlaments sehr abgeschwächt. Je mehr später die einzelnen Regierungen, besonders die preußische, wieder an selbständiger Kraft gewannen, desto weniger waren sie geneigt, sich den Beschlüssen der Nationalversammlung unbedingt zu fügen, wodurch dieselbe vollends an innenn Halt und an Bedeutung verlor. Einstweilen ruhte jedoch bei derselben in den Augen des deutschen Volks die höchste Entscheidung über die inneren und selbst über die äußeren Angelegenheiten Deutschlands, und als daher über den Abschluß des Waffenstillstandes zu Malmöe zwischen Preußen und Dänemark überall eine gewaltige Aufregung entstand, blickten die Volksführer auf Frankfurt mit der Hoffnung, daß die Nationalversammlung denselben nicht genehmigen würde. Als dennoch die Mehrheit der Versammlung sich nach einigem Schwanken für die Annahme des Waffenstillstands erklärte, da hielten die Revolutionsmänner den Augenblick für günstig, um die Leidenschaft des erregten Volks zu neuen gewaltsamen Thaten anzufachen. Auf der Pfingstweide bei Frankfurt wurde eine stürmische Versammlung gehalten und beschlossen, die Mehrheit des Parlaments als „Hoch-verräther" zum Austritt .zu zwingen. Als dies durch Militärmacht gehindert worden, brach am 18. September ein Aufstand und Barricadenkarnpf in Frankfurt los, welcher zwar unterdrückt wurde, bei welchem aber zwei muthige preußische Volksvertreter, Fürst Lichnowsky und General von Auerswald, auf die scheußlichste Weise ermordet wurden. Dieselben waren vor das

10. Theil 4 - S. 335

1880 - Stuttgart : Heitz
Proklamation. König Wilhelm I. 335 Staatsministerium und nahm die Huldigung und Verpflichtung desselben entgegen. Am 7. fand das Leichenbegängniß des Hochselkgen Königs statt, welcher seinem Wunsche gemäß in der Friedenskirche bei Sanssouci beigesetzt ward.*) Am selben Tage erließ König Wilhelm nachstehende Proclamatiou: „An Mein Volk! König Friedrich Wilhelm Iv. ruht in Gott. Er ist erlöst von den schweren Leiden, die Er mit frommer Ergebung trug. Unsere Thränen, die in gerechter Trauer fließen, wolle der Herr in Gnaden trocknen, des Entschlafenen gesegnetes Andenken wird in Meinem, in Euren Herzen nicht erloschen. Königin betrübt sich wegwenden. Da war es, als ob er alle seine Kräfte noch einmal zusammennahm, die Muskeln seines Gesichts bewegten sich, er erhob sich vom Stuhle und rief laut und voll und deutlich: „Meine theure, heißgeliebte Frau!" Es war fast sein letztes, deutlich und voll ausgesprochenes Wort.... *) Der letzte Wille lautete, wie folgt: „Wie ich bestattet sein will! Wenn Gott der Herr es giebt, daß ich meine irdische Laufbahn in der Heimath endige und wenn, um was ich ihn auf Knieen und mit Inbrunst anstehe, die Königin, meine heiß und inniggeliebte Elise, mich überlebt, so. soll ihr dieses Blatt gleich nach meinem Ableben übergeben werden. Was sie irgend daran ändert, soll befolgt werden, als stände es hier geschrieben. Ihr Befehl soll mein Befehl sein. Doch will ich einst an ihrer Seite ruhen, im selben Grabe, so nahe als möglich. Sobald mein Tod durch die Aerzte bescheinigt ist, will ich, daß man meinen Leib wasche und öffne. Mein Herz soll in ein verhältnißmäßig großes Herz aus märkischem Granit gelegt und am Eingang der Gruft im Mausoleum zu Charlottenburg (folglich zu den Füßen meiner königlichen Eltern) in den Fußboden eingemauert und mit ihm bedeckt werden. Meine Ruhestätte soll die Friedenskirche sein, und zwar vor den Stufen, die zum H. Tisch führen, zwischen dem Marmorpult und dem Anfang der Sitzplätze, zur Linken (vom Altar zur Rechten) der Mittellinie des Kirch-Schiffs, so, daß einst die Königin zu meiner Rechten ruht. Der bezeichnete Raum in ganzer Breite von unserm Kirchstuhl bis zum gegenüber gelegenen, so wie der Streifen von da an, zwischen den Sitzplätzen der Gemeine bis an die Säulen des Orgelchors soll (aus meinen hinterlassenen Mitteln) einfach, aber harmonirend mit dem H. Tisch und mit Marmor — neu gepflastert werden. Gerade über meiner Ruhestätte, flach, ohne Erhöhung über das Pflaster der Kirche, soll ein Oblvngum in weißem Marmor (ähnlich den beiden Platten im Mausoleum zu Charlottenburg) angebracht werden, auf welchem in Metall, oben das Monogramm Christi (A P &), dann die Inschrift stehen soll: Hier ruhet in Gott, seinem Heilande, in Hoffnung einer seligen Auferstehung und eines gnädigen Gerichts, allein begründet auf das Verdienst Jesu Christi unsers Allerheiligsten Erlösers und Einigen Lebens: weiland u. s. w."
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